Logo HCB
Handball in Bremen

WK 01. Dezember 2011


WESER-KURIER vom 01. Dezember 2011

 

Aus Liebe zum Handball

 

Von Frank Büter
 
Bremen. Colin Räbiger, 17 Jahre jung und 2,06 Meter groß, verfügt als Handball-Torhüter über eine enorme Reichweite. Er ist ehrgeizig, besticht durch Selbstbewusstsein und eine beachtliche Präsenz zwischen den Pfosten.
 
© Olaf Kowalzik
Große Reichweite, große Präsenz: Colin Räbiger steht im Tor des Bundesligisten HC Bremen.
Der Keeper des A-Jugend-Bundesligisten HC Bremen gilt als vielversprechendes Talent und hat seine Klasse erst am vergangenen Wochenende wieder mit einer herausragenden Leistung beim 32:28-Erfolg gegen Recklinghausen unter Beweis gestellt.
 
"Das war wohl sein bisher bestes Spiel für uns", lobte Trainer Jörn Franke. Ein wenig Genugtuung klang bei dieser Aussage mit, denn schließlich war Franke selbst es gewesen, der vor eineinhalb Jahren den keineswegs alltäglichen Wechsel des jungen Gymnasialschülers Colin Räbiger aus dem nordhessischen Wanfried in die Hansestadt Bremen eingefädelt hatte.
 
Auslöser war Räbigers gute Leistung bei einem DHB-Sichtungsturnier der Landesverbände im Januar 2010 in Berlin-Kienbaum gewesen. Räbiger, der bei seinem heimischen VfL Wanfried das Handball-Abc gelernt hatte und zu dem Zeitpunkt bereits seit einem Jahr für den B-Jugend-Regionalligisten ThSV Eisenach spielte, nahm als Keeper der thüringischen Auswahl an dieser Maßnahme des Deutschen Handball-Bundes teil. Die sportlich unterlegene Mannschaft aus Thüringen traf dabei unter anderem auch auf die Bremer Auswahl mit Marten Franke und Fabian Hartwich. Die Partie ging zwar klar verloren, Colin Räbiger aber wusste zu überzeugen. Die Bundestrainer berücksichtigten ihn daraufhin immerhin für den Reservekader.
 
Zu mehr reichte es nicht, da sich der großgewachsene Keeper in den Spielen angesichts der Unterlegenheit seiner Auswahl zu wenig bei Würfen von den verschiedenen Positionen zeigen konnte. Die Art und Weise aber, wie sich Räbiger präsentierte und viele freie Würfe abwehrte, hinterließ auch beim Hastedter Trainer Jörn Franke, Vater des DHB-Auswahlspielers Marten Franke, mächtig Eindruck. Und es war der Moment, in dem eine durchaus ungewöhnliche Idee geboren wurde.
 
Kaum wieder im Heimatort Dötlingen nahe Wildeshausen im Landkreis Oldenburg eingetroffen, setzte sich Franke junior an seinen Computer und suchte in sozialen Netzwerken nach einem gewissen Colin Räbiger. Im SchülerVZ, einem kostenlosen Online-Netzwerk für Schüler, wurde Marten Franke schließlich fündig. Der frisch berufene Nationalspieler schrieb eine ausführliche Mail. Er schrieb über sich, seine Familie, den Hastedter TSV und die sportlichen Erfolge, die er mit seinem Handballteam bereits errungen hatte. Ganz am Ende stand schließlich die entscheidende Frage: Kannst Du Dir vorstellen, zu uns zu wechseln? Bei uns in Dötlingen zu wohnen? Für Hastedt Handball zu spielen? An der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße in Horn das Abitur zu machen? Colin Räbiger konnte.
 
Es dauerte nicht lange, da reiste der Torhüter in Begleitung seiner Eltern nach Bremen. Bei starkem Schneefall benötigten sie an diesem Februartag fünf Stunden für die 300 Kilometer lange Strecke - doch es sollte sich lohnen. Stadtbummel in Bremen, Besuch in Dötlingen im Haus von Familie Franke, Probetraining - A-Lizenz-Trainer Jörn Franke zog alle Register, um dem hoffnungsvollen Nachwuchstalent den Wechsel schmackhaft zu machen.
 
In den Osterferien verbrachte Räbiger schließlich ein paar Schnupper-Tage in seiner jetzt neuen Heimat. Er wohnte in Dötlingen und probte den Familienanschluss bei Jörn und Vera Franke sowie deren Kindern Pia und Marten. Er lernte die Teamkameraden näher kennen und ließ sich von Jürgen Koopmann, Sportlehrer und stellvertretender Schulleiter an der Ronzelenstraße, das Konzept der Schule erläutern. "Danach stand für mich fest: Ich gehe nach Bremen", erzählt Colin Räbiger. "Meinen Eltern ist es dabei bestimmt nicht leichtgefallen, mich mit 16 aus dem Haus gehen zu lassen. Aber wenn sie es verboten hätten, wäre ich ihnen heute noch böse."
 
Heute hat sich Colin Räbiger bestens eingelebt. Er geht hier gern zur Schule, hat Freundschaften geknüpft - und er trainiert und spielt Handball. Etwa sieben Übungseinheiten pro Woche (drei an der Schule, mindestens zwei im Verein, dazu zwei beim Drittligateam des VfL Edewecht) lassen keine Langeweile aufkommen und zudem kaum Platz für weitere Hobbys. Der Einsatz aber lohnt sich. Oberligameister wurde er mit der B-Jugend des Hastedter TSV, schaffte mit dem Team den Einzug ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft und damit gleichzeitig die sportliche Qualifikation für die neue A-Jugend-Bundesliga Nord. Hier laufen die Hastedter jetzt unter dem Namen HC Bremen auf und sorgen für viele positive Schlagzeilen.
 
"Wir spielen gegen namhafte Vereine wie Essen, Burgdorf oder Lemgo - davon träumt man doch", sagt Colin Räbiger, der wie das Gros der Mannschaft dem jüngeren 94er-Jahrgang angehört. In diesem namhaften Feld belegt der HC Bremen aktuell den zweiten Platz und fiebert nun dem anstehenden Spitzenspiel gegen den punktgleichen Verfolger TuSEM Essen entgegen (Sbd., 18.30 Uhr, Jakobsberg).
 
"Dieser zweite Tabellenplatz ist Wahnsinn", sagt Räbiger, dessen Idol der Kieler Torhüter Thierry Omeyer ist, der Welthandballer von 2008. "Es wäre natürlich schön, wenn wir auch am Ende der Saison Zweiter wären und damit die DM-Quali schaffen. Zumindest aber sollten wir Vierter werden, um für die nächste Saison wieder direkt für die Bundesliga qualifiziert zu sein." Denn Colin Räbiger möchte dieses Abenteuer Bundesliga noch ein weiteres Jahr mit dem HC Bremen erleben und sich selbst sportlich dabei noch verbessern. Dieses eine Jahr hat er auf jeden Fall noch Zeit dafür. Im Frühjahr 2012 wird er dann sein Abitur machen - was danach kommt, steht in den Sternen.
 
"Beruf und Handball gut verbinden und möglichst hochklassig spielen", lautet das Ziel des 17-Jährigen. Ob er dabei seinem Idol Omeyer nacheifern wird? Wer weiß. Aber auf jeden Fall will er es den sportlichen Vorbildern in seiner Familie gleichtun. Sein vier Jahre älterer Bruder Phil spielt beim Drittligisten GSV Eintracht Baunatal im Rückraum, sein Cousin Timo Meinl war als Torwart bereits bei mehreren Zweitligisten aktiv und steht zurzeit in Liga drei beim EHV Aue im Gehäuse. Der Handballsport - so viel scheint klar - wird für Colin Räbiger ein wesentlicher Lebensinhalt bleiben. Denn ohne Handball hätte er ja auch sehr viel Langeweile...
 
Termine
Keine Termine
Sponsor

Logo-Buben

 

image003

Rechtliches

© 2010 - 2024 HC Bremen e.V., alle Rechte vorbehalten
template by cms-lab

Spielstätte

Sporthalle am Jakobsberg

Hastedter Osterdeich 225

28207 Bremen

Anfahrt Karte