Hartwich hofft auf Nominierung für EM-Kader
Von Frank Büter
Bremen. Als die Bundesliga-A-Jugend des HC Bremen Anfang Januar in der ÖVB-Arena das Vorspiel des Handball-Länderspiels zwischen Deutschland und Ungarn absolvierte, saß auch ein gewisser Heiner Brand auf der Tribüne. Unweit der Presseplätze erfüllte der langjährige Bundestrainer, der beim Deutschen Handball-Bund (DHB) inzwischen das Amt des Sportmanagers bekleidet, zahlreiche Autogrammwünsche, verfolgte aber parallel aufmerksam das Geschehen auf dem Hallenparkett.
© Andreas Kalka
Kreisläufer Fabian Hartwich vom HC Bremen hofft auf die Nominierung für den EM-Kader der deutschen Jugend-Nationalmannschaft.
Dort hatte unter anderem Fabian Hartwich sein Interesse derart geweckt, dass sich Brand im Anschluss eben auch nach diesem talentierten Kreisläufer erkundigte.
Heiner Brand dürfte dabei beruhigt zur Kenntnis genommen haben, dass die DHB-Talentsichter um Jugend-Nationaltrainer Klaus-Dieter Petersen den Bremer Fabian Hartwich bereits seit fast zwei Jahren nicht nur auf dem Zettel, sondern auch regelmäßig im Blick haben. Gemeinsam mit seinem Teamkameraden Marten Franke hat der 17-jährige Hartwich an diversen Lehrgängen des DHB teilgenommen und auch schon neun Länderspiele - unter anderem in Frankreich und der Türkei - bestritten.
Während Franke aktuell nicht mehr auf der Kaderliste geführt wird, gehört Fabian Hartwich noch immer zum Kreis der Jugend-Nationalspieler. Erst zu Monatsbeginn weilte der athletisch starke Kreisläufer wieder bei einem viertägigen DHB-Lehrgang in Kaiserau. Die erneute Einladung war keineswegs selbstverständlich, da der Gymnasialschüler der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße in den vergangenen Monaten aus schulischen Gründen nicht mehr am Stützpunkttraining, das jeweils montags in Hannover stattfindet, teilnehmen konnte.
"Die Schule ist natürlich auch sehr wichtig"
"Die Schule ist - bei aller Liebe zum Handball - natürlich auch sehr wichtig. Und wenn ich bis 17 Uhr Unterricht habe, kann ich nicht um 16 Uhr in Hannover sein", sagt Hartwich, der im kommenden Jahr sein Abitur machen wird. Umso mehr hat es ihn nun gefreut und motiviert, dass Petersen und Co. ihn weiter im Blick haben. Schließlich steht Ende März die Qualifikation für die im Juli in Österreich stattfindende U18-Europameisterschaft mit Partien gegen Slowenien, Luxemburg und Lettland an. "Es wäre schön, wenn ich dabei bin", sagt Hartwich und hofft, dass er vor der endgültigen Nominierung des EM-Kaders noch weitere Gelegenheiten erhält, sich bei Lehrgängen zu zeigen.
Mischung aus Roggisch und Wiencek
Dass Fabian Hartwich derzeit in einer blendenden Verfassung ist, stellt er wöchentlich im Ligabetrieb mit dem HC Bremen unter Beweis. Die Hastedter Jungs sorgen in der Bundesliga Nord für mächtig Furore und sind nach einer imposanten Serie von jetzt 19:1 Punkten in Folge aktuell sogar Tabellenführer. "Fabian ist ein Spätentwickler. Er entfaltet jetzt erst sein ganzes Potenzial", sagt Trainer Jörn Franke über seinen Leistungsträger, den er bereits im fünften Jahr, also seit der C-Jugend, trainiert. A-Lizenz-Inhaber Franke hält große Stücke auf den 1,93 Meter großen Modellathleten, der am gegnerischen Kreis durch eine enorme Beweglichkeit und Torgefahr besticht und zudem der stärkste Abwehrspieler im Team ist.
Gerade diese Abwehrstärke macht sich übrigens auch schon Drittligist VfL Edewecht zunutze, für den Hartwich ein sogenanntes Doppelspielrecht besitzt. Obwohl selbst noch jüngerer A-Jugend-Jahrgang, bietet der Huchtinger den gestandenen Herrenspielern in der Deckung erfolgreich die Stirn. Gleichzeitig sind für ihn die Einsätze in Liga drei natürlich auch eine gute Gelegenheit, um sich sportlich weiterzuentwickeln. Ohnehin ist das Pensum, das Fabian Hartwich Woche für Woche absolviert, bemerkenswert. Zwei Einheiten in der Schule, zwei bis drei mit dem HC Bremen, dazu noch zwei beim VfL Edewecht und natürlich das Punktspiel am Wochenende - Handball und Schule haben den ehrgeizigen Kreisläufer fest im Griff.
"Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker"
"Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker", lautet denn auch das Lebensmotto des jungen Mannes, der wie eine Mischung aus Oliver Roggisch (Abwehr) und seinem Idol Patrick Wiencek (Kreis) daherkommt. Ob es für Fabian Hartwich, dessen Mutter Gabriela Hartwich (Mädchenname Dadanski) früher für Pogon Stettin in der ersten polnischen Liga spielte, perspektivisch auch im Herrenbereich zu Bundesligaeinsätzen oder gar zu einer Nationalmannschaftskarriere reicht, wird die Zukunft zeigen.
Und die - so der Plan - soll erst nach dem Abitur beginnen, ein Vereinswechsel kommt deshalb für ihn noch nicht infrage. Kurzfristig hat sich der 17-Jährige indes schon klare Ziele gesteckt: Mit dem HC Bremen will er die Saison auf Platz eins oder zwei beenden und damit die Qualifikation für das DM-Viertelfinale schaffen. Und dann ist da ja auch noch der Traum von der Nominierung für den EM-Kader der DHB-Jugendauswahl.